Erfolgreiche Ermittlungsgruppe "Babyface"

Stadtpolizeikommando Linz, Kriminalreferat

Einen weiteren Erfolg konnte die Linzer Suchtgiftgruppe verbuchen. Innerhalb weniger Monate konnten nicht nur Drogengeld im fünfstelligen Eurobereich, ein PKW mit Zeitwert von 12.000 Euro, fünf Kilogramm Cannabiskraut sowie qualitativ hochwertiges Kokain sichergestellt werden, mit insgesamt 20 Festnahmen von Personen im Alter von 15 bis 24 Jahren – beinahe ausschließlich österreichische Staatsbürger mit Migrationshintergrund – gelang neuerlich ein effizienter Schlag gegen die Suchtgift- und Beschaffungskriminalität im Linzer Stadtgebiet.


Personskontrolle bringt erste Erkenntnisse

Bereits im Herbst 2023 häuften sich vertrauliche Hinweise aus der Bevölkerung, laut welchen sich insbesondere im Linzer Kaplanhof- sowie Rathausviertel eine Tätergruppierung etabliert habe, welche schwunghaften Suchtgifthandel betreiben soll und denen neben beeindruckender krimineller Energie auch eine auffällig niedrige Hemmschwelle zu attestieren sei, weshalb im November 2023 die Ermittlungsgruppe "Babyface" ins Leben gerufen wurde.
Erste Erkenntnisse konnten durch eine routinemäßige Kontrolle eines 17-jährigen Mädchens im Bereich des Linzer Hauptbahnhofes erlangt werden, welche den Beamten mit Handzeichen zu verstehen gab, bei der im unmittelbaren Nahbereich befindlichen männlichen Person – einem beschäftigungslosen 20-jährigen österreichischen Staatsbürger – handle es sich um ihre Bezugsquelle, weshalb dieser einer Personskontrolle unterzogen und in dessen Besitz verkaufsfertig portioniert, sieben Gramm Cannabiskraut sichergestellt werden konnten. Bei einer freiwilligen Nachschau im Zimmer des 20-Jährigen, welcher mit einem 16-Jährigen, einem 17-Jährigen und einem 18-Jährigen drei Bezugsquellen namhaft machte, von welchen er unter anderem Suchtgift erworben habe, konnten weitere 23 Gramm Cannabiskraut sichergestellt werden.

Interne Machtkämpfe führen zu Raubüberfall

Während die Strukturermittlungen betreffend der jugendlichen Suchtgifthändler bereits voll im Gange waren, brachte der Anruf einer besorgten Mutter den Stein ins Rollen. Ein 15-Jähriger flüchtete Ende Dezember 2023 panisch in seine elterliche Wohnung und teilte seiner Mutter mit, soeben Opfer eines Raubüberfalles geworden zu sein, woraufhin diese den Notruf der Polizei wählte.
Eine Streifenwagenbesatzung der Ermittlungsgruppe begab sich in den Bereich des Stadtparks und war maßgeblich an den Festnahmen der vier Täter im Alter von 16 bis 25 Jahren beteiligt. Die Gefährlichkeit der durchwegs bewaffneten jungen Tätergruppierung wird dadurch untermauert, dass einer der Täter – ein 16-Jähriger mit einem Kampfmesser, einem Einhandmesser und einem verbotenen Schlagring bewaffnet war und vorerst flüchtete. Schließlich konnte er doch zum Aufgeben bewegt werden.

Bei den Einvernahmen der Festgenommenen stellte sich heraus, dass das 15-jährige Opfer, das bereits einen Monat zuvor aufgrund Schulden aus zurückliegenden Suchtgiftgeschäften überfallen worden war, weniger Opfer, sondern mehr Teil der Tätergruppierung und so wie die anderen Täter in der Hierarchie die Rolle eines Straßenläufers bekleidete, es jedoch aufgrund des Umstandes, dass der 15-Jährige wiederholt mit hohen Bargeldbeträgen prahlte, zu Machtkämpfen innerhalb der Struktur gekommen war und die vier Täter beschlossen, den 15-Jährigen zum Einen um Bargeld und Suchtgift zu erleichtern und diesem zum Anderen einen Denkzettel zu verpassen. Bereits zuvor versuchten die vier Täter, zweimalig mithilfe eines widerrechtlich erlangten Schlüssels das Suchtgiftversteck des 15-Jährigen im Keller von dessen Vater zu leeren. Aufgrund des guten Versteckes blieb es jedoch beide Male bei Einbruchsversuchen.
Während die beiden erwachsenen Täter in die Justizanstalt Linz überstellt wurden, wurden die beiden Jugendlichen aufgrund deren Unbescholtenheit und deren Alters auf freiem Fuß angezeigt. Mittlerweile wurden alle vier Täter rechtskräftig wegen versuchten schweren Raubs und versuchter Erpressung verurteilt.
Angemerkt wird, dass sich der 15-Jährige einen Account eines vermeintlichen Suchtgifthändlers aufbaute, mit Hilfe dessen er durch fingierte Suchtgiftgeschäfte und folglich in betrügerischer Art und Weise jungen Suchtgiftabnehmern Bargeld herauslockte, wobei er seine Kunden im Anschluss erpresste und dadurch in derart prekäre Situationen manövrierte, dass diese aufgrund ihrer ausweglosen Situation selbst kriminelle Handlungen vornahmen. Der 15-Jährige konnte nach umfangreichen Ermittlungen aufgrund einer Festnahmeanordnung wegen Suchtgifthandels, Einbruchsdiebstahls, schweren Raubes und Betrugs in mehreren Fällen festgenommen werden. Zudem verletzte er sich im November 2023 auf der Flucht vor der Polizei mit einem kampfbereit in seiner Hose verwahrten Messer so schwer, dass er sich selbst außer Gefecht setzte und zur Wundversorgung ein dreitägiger Krankenhausaufenthalt erforderlich war.

Ermittlungen nehmen Fahrt auf

Durch besonderes Vernehmungsgeschick und der langjährigen Erfahrung der Kriminalbeamten im Umgang mit delinquenten Jugendlichen gelang es der Ermittlungsgruppe, in der Hierarchie in die nächste Ebene vorzudringen. Innerhalb weniger Wochen konnten acht Personen im Alter von 15 bis 21 Jahren – allesamt "Streetrunner" bzw. als Bunkerhalter tätig – ausgeforscht, deren Wohnungen durchsucht und alle acht Täter festgenommen werden. Erwähnenswert scheint die Festnahme eines erst 19-Jährigen, welcher sich der Amtshandlung zu widersetzen versuchte und sich derartig heftig wehrte, dass der Einsatz mehrerer Beamter der Spezialeinheit EGS erforderlich war.
Die Tür zur hierarchischen Führungsebene öffneten zwei Jugendliche, welche jeweils nach ihren Festnahmen einen vermutlichen Drahtzieher nannten. Aufgrund Erkenntnissen der umfangreichen Strukturermittlungen konnte der Drahtzieher, ein 20-Jähriger und schließlich zwei Wohnungen, als vermutliche Suchtgiftbunker des 20-Jährigen, ausgeforscht werden.

Suchtgiftbunker als Unterkunft getarnt

Weiters erfolgten Ende Jänner 2024 die Festnahmen von weiteren drei Verdächtigen, wobei in einer Wohnung mehrere tausend Euro Bargeld und im Keller etwa 100 Gramm Cannabiskraut sichergestellt werden konnten. In einer weiteren Wohnung konnte ebenfalls Bargeld sichergestellt werden. Zudem wurde ein PKW, welcher zurückliegend für Suchtgifttransporte verwendet und zuvor durch Suchtgiftgeschäfte finanziert wurde, sichergestellt.
Ein 23-jähriger Österreicher verantwortete sich umfassend geständig - er gestand ein, in seiner Wohnung die Lagerung von rund 112 Kilogramm Cannabiskraut und einem Kilogramm Kokain gestattet zu haben – und trug maßgeblich dazu bei, die Strukturen der Tätergruppierung offen zu legen.
Schließlich konnte eine Wohnung, getarnt als Suchtgiftversteck sowie zum Portionieren des Suchtgiftes, ausgeforscht werden.
Bei den umfangreichen Ermittlungen sowie Internetrecherchen konnte die besagte Wohnung eines 23-jährigen Portugiesen aufgrund einer gerichtlichen Bewilligung durchsucht werden, wobei darin – verborgen in einem Hartschalenkoffer – etwa vier Kilogramm Cannabiskraut sowie rund 15 Gramm Kokain sichergestellt werden konnten. Der 23-jährige Portugiese, welcher zu diesem Zeitpunkt in London weilte, konnte tags darauf festgenommen werden. Er verantwortete sich ebenfalls umfassend geständig und gab an, seine Wohnung als Suchtgiftbunker zum Zweck des Lagerns von zumindest 50 Kilogramm Cannabiskraut zur Verfügung gestellt zu haben.
Letztlich konnten mit zwei 17-Jährigen und einem 23-Jährigen die letzten drei der siebenköpfigen Führungsebene ausgeforscht und festgenommen werden. Auch diese verantworteten sich umfassend geständig.
Beeindruckend scheint die mafiöse Struktur der Tätergruppierung, welche arbeitsteilig handelte und bemerkenswert scheint, dass sich der Drahtzieher, welcher zum Zweck des Vereinbarens der Schmuggelfahrten mehrere Flugreisen nach Deutschland unternahm, durch den Suchtgifthandel einen exklusiven Lebensstil ermöglichte und sich insbesondere Bekleidung betreffend im Luxusmarken-Segment bewegte.

Resümee

Bei den akribisch geführten Ermittlungen, die durch besonderes kriminaltaktisches Geschick zum Erfolg geführt haben, konnten insgesamt 21 Täter im Alter von 15 bis 24 Jahren wegen des Verdachts des Suchtgifthandels zur Anzeige gebracht und 20 Beschuldigte festgenommen werden.
Obwohl sich die Ausforschung der Suchtgiftabnehmer der gegenständlichen Tätergruppierung komplex gestaltete, gelang es, insgesamt etwa 100 Suchtgiftabnehmer – die jüngsten davon gerade einmal 14 Jahre alt – auszuforschen und bei den zuständigen Staatsanwaltschaften zur Anzeige zu bringen.
Neben der Vielzahl an Straftaten nach dem Suchtmittelgesetz konnten auch Raubüberfälle, Einbruchsdiebstähle, Erpressungen, Verleumdungen, das Vortäuschen einer mit Strafe bedrohten Handlung sowie Vergehen gem. Waffengesetz – Einfuhr und Besitz teils verbotener Waffen – einer Klärung zugeführt werden. Außerdem konnte in der Wohnung eines Verdächtigen, welcher kürzlich seinen Präsenzdienst bei der Garde abgegolten hatte, Heereseigentum sichergestellt werden.
Zusammengefasst konnte der Tätergruppierung die Inverkehrsetzung von etwa 184 Kilogramm Cannabiskraut sowie zwei Kilogramm Kokain mit einem Straßenverkaufswert von mehr als 1,7 Millionen Euro nachgewiesen werden. Es gelang außerdem, Bargeld in der Höhe von etwa 30.000 Euro sowie elektronische Beweismittel und einen PKW sicherzustellen.


Presseaussendung
vom 23.08.2024, 14:41 Uhr

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Bis Ende Juli 2024 gab es nur mehr 470 Aufgriffe an der Grenze und 12 Schlepperfestnahmen. Innenminister Karner sagte dazu: "Wir werden diesen Weg konsequent weitergehen."


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