Der Eisenbahnanschlag

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Tatort in Wien Margareten im Jahr 1931.

Wien 1931: Es waren die schlimmsten Verbrechen der Dreißigerjahre, die Europa in Angst und Schrecken versetzte. Vier Anschläge, darunter zwei in Anzbach westlich von Wien, wurden zwischen 1930 und 1931 verübt. Der in Wien wohnhafte Täter schmiedete die gefährlichen Pläne in seiner Wohnung im 5. Gemeindebezirk in der Margaretenstraße.

Am 31. Dezember 1930 löste ein unbekannter Täter die Verbindung der Schienen der Westbahn in Anzbach. Der Schaden wurde rechtzeitig entdeckt. Bei einem Zugunglück wäre die Eisenbahn bei einer gefährlichen Kurve in eine Schlucht gefallen. Ein Monat später, am 30. Jänner 1931 wurde ein zweiter Anschlag auf die Westbahn in Anzbach verübt. Zwischen den Schienen einer Traverse klemmten Schraubstöcke. Nur durch die rasche Reaktion des Lokführers konnte ein Absturz verhindert werden. Bis zum 8. August 1931 war es um den Eisenbahnattentäter ruhig, bis er in Berlin zuschlug. In der Nähe der Bahnstation Jüterbog zündete der Verbrecher eine Bombe, sodass der Schnellzug entgleiste. Mehr als 100 Passagiere wurden bei der Tragödie verletzt. Zum schwersten Attentat in der Geschichte kam es kurz vor Mitternacht am 13. September 1931 auf der Strecke Budapest nach Wien. Der Nachtschnellzug fuhr gerade auf der Brücke von Bia Torbagy in Ungarn als eine Bombe explodierte. Der Zug stürzte 24 Meter in die Tiefe. Dabei wurden zahlreiche Zuggäste schwer verletzt, 24 Personen starben.

In ganz Europa wurde nach dem Eisenbahnattentäter gesucht. Ein paar Wochen nach dem schweren Attentat in Ungarn, meldete sich ein in Wien wohnhafter Wein- und Realitätenhändler bei der Budapester Bahnverwaltung. Der Mann gab an, im entgleisten Zug gewesen zu sein und forderte Schmerzensgeld. Der Behörde kam die Aussage unglaubwürdig vor und schaltete die Polizei ein. Die ungarische Polizei wandte sich mit einem Vernehmungsansuchen an das Wiener Sicherheitsbüro. Der Mann, ein ungarischer Staatsbürger, lebte in einer Wohnung in Wien Margareten. Über Wochen erstreckte sich die Vernehmung des Mannes durch die Wiener Polizei. Dann endlich legte der Täter ein Geständnis ab und versuchte mit seinen Aussagen eine Geisteskrankheit vorzutäuschen.

Das Schwurgericht verurteilte den Verbrecher zu sechs Jahren schweren Kerker. Eine lebenslange Haftstrafe erwartete ihn bereits in Ungarn. Gegen Kriegsende gelang dem Täter die Flucht. Die Suche nach dem Mann blieb erfolglos – bis zu jenem Tag im Jahr 1953, als ein Medienbericht durch die Presse ging. Im Koreakrieg wurden Eisenbahnattentate verübt, die die Handschrift des Attentäters der Zugverbrechen in Europa hatte. Doch einen Beweis dafür konnte nie vorgelegt werden.

Quelle: Seyrl, Harald (2007): Tatort Wien, Band 2: Die Zeit von 1925 – 1944 Edition Seyrl, Wien – Scharnstein


Artikel Nr: 408243
vom Montag,  17.Juli 2023,  08:00 Uhr.

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