Wien 1925: Im Sommer wurde ein 29jähriger Mann in das Wilhelminenspital eingeliefert. Der Metalldruckergehilfe klagte über Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Magen, Bauchbereich und Gliedmaßen. Die Ärzte standen vor einem Rätsel.
Zwei Monate lag der Mann mit schlimmen Beschwerden im Krankenhaus. Während seines Aufenthaltes litt der Patient auch noch an starkem Haarausfall. Die Ärzte diagnostizierten eine akute Magen- und Darmentzündung. Erst am 01. September 1925 verließ der Mann das Spital in häuslicher Pflege. Nur acht Tage später wurde er mit den gleichen Symptomen erneut eingeliefert, an denen er am 27. September 1925 verstarb.
Die Ärzte vermuteten, dass der Mann vergiftet worden sei und erstatteten Anzeige bei der Polizei. Bei einer Obduktion wurden geringe Mengen von Arsen gefunden, die jedoch nicht zum Tod geführt haben. Die Polizei ermittelte im Verwandtenkreis und fand ein mögliches Motiv. Die Ehe zwischen dem Mann und seiner Frau lag in Scherben. Offensichtlich wollte die Frau ihren Ehemann loswerden, um neue Bekanntschaften zu schließen. Im November 1925 nahmen die Polizisten die Witwe fest. In einem Verhör gab die Frau zu, Rattengiftpaste in allen Speisen und Getränken sowohl zu Hause als auch im Spital gemengt zu haben. Sie hätte nie ihren Mann töten, sondern nur seinen Gesundheitszustand schwächen wollen.
Die Täterin wurde wegen Totschlags zu acht Jahren schweren Kerkers verurteilt.
Quelle: Seyrl, Harald (2007): Tatort Wien, Band 2: Die Zeit von 1925 – 1944 Edition Seyrl, Wien – Scharnstein
Artikel Nr: 415076
vom Mittwoch,
27.September 2023,
08:00 Uhr.
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