• 44-jährige selbst ernannte ‚Schamanin‘ namens ‚Amela‘, österreichische Staatsbürgerin mit serbischer Herkunft, ausgeforscht
• 29-Jähriger wegen Verdachts der Beitragstäterschaft festgenommen
• 2-stelliger Millionenbetrag an Bargeld, Gold und Schmuck nach angeordneter Hausdurchsuchung sichergestellt
• Offensichtlich weitere Tatorte im deutschsprachigen Raum insbesondere in der Schweiz und Deutschland
• Weitere Opfersuche - Hinweise erbeten
"Durch die akribischen Ermittlungen der Bediensteten des Landeskriminalamtes Niederösterreich ist der erste Schritt zur Klärung einer der größten Betrugsfälle gelungen. Dafür gilt mein großer Dank und Respekt.
Mein dringender Appell an die Bevölkerung: Seien sie aufmerksam und legen sie ein gesundes Misstrauen an den Tag. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!", so Innenminister Gerhard Karner bei der heutigen Pressekonferenz.
"In einer Welt, in der viele Menschen nach Antworten auf die wesentlichen Fragen des Lebens suchen, haben sich Geschäftemacher etabliert, die vorgeben, übernatürliche Kräfte zu besitzen. Diese selbsternannten Gurus oder spirituellen Berater versprechen Heilung, Glück oder mitunter sogar den Kontakt zu Verstorbenen. Doch oft stecken hinter den esoterischen Fassaden knallharte Geschäftsinteressen. Sie nutzen dabei Vertrauen ihrer Opfer aus, die in einer emotionalen oder finanziellen Notlage sind und nach Hilfe und Unterstützung suchen," warnt Landespolizeidirektor Franz Popp.
Der Leiter des Landeskriminalamt Niederösterreich, Brigadier Pfandler präsentierte die Ermittlungsergebnisse und appelliert an etwaige weitere Opfer, sich beim Landeskriminalamt Niederösterreich zu melden:
Ermittlern des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Ermittlungsbereich Betrug, ist es nach akribischen Ermittlungen und maßgebender Mithilfe der Bevölkerung gelungen, eine ‚Schamanin‘ auszuforschen, die ein weibliches Opfer mit vorgetäuschten wahrsagerischen Kräften betrogen und von ihr über 730.000 Euro an Bargeld ergaunert hat.
Bei der flüchtigen Beschuldigten handelt es sich um die 44-jährige österreichische Staatsbürgerin Mariana M. Gegen sie besteht ein europäischer Haftbefehl, nach ihr wird gefahndet.
Die Beschuldigte ging im konkreten Fall so weit, dem Opfern einzureden, eine nahe Angehörige sei verflucht und dass sie deren Tod voraussehe. Um diesen angeblichen Fluch zu brechen, verlangte die Beschuldigte dann den hohen sechsstelligen Eurobetrag für "Reinigungsrituale".
Nachdem der Beschuldigten vom Opfer in mehreren Raten mehr als 730.000 Euro übergeben wurden, brach ‚Amela‘ den Kontakt mit dem Opfer ab, indem dem Opfer von einer anderen weiblichen Person telefonisch mitgeteilt wurde, dass die ‚Schamanin‘ aufgrund des ‚Reinigungsrituals‘ in ein schweres Koma gefallen sei.
Bei den weiteren Ermittlungen des Landeskriminalamtes Niederösterreich wurde bei einer von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt angeordneten Hausdurchsuchung durch Bedienstete des Landeskriminalamtes NÖ, Ermittlungsbereich Betrug, und der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität, gemeinsam mit Einsatzkräften des Einsatzkommandos Cobra/Direktion für Spezialeinheiten, in einem Haus im Bezirk Mödling in einem Tresor Schmuck, Gold, hochpreisige Armbanduhren und Bargeld in der Höhe eines 2-stelligen Euromillionenbetrages sichergestellt.
In diesem Tresor befanden sich neben 4,1 Millionen Euro Bargeld unter anderem auch 2,1 Millionen Schweizer Franken (2,5 Mio Euro), 5.100 US-Dollar und 500 Deutsche Mark, weshalb von den Ermittlern ausgegangen wird, dass die Beschuldigte bzw. die Tätergruppe auch Opfer nicht nur in Österreich, sondern auch im gesamten deutschsprachigen Raum, insbesondere in der Schweiz und Deutschland, mit demselben Modus Operandi massiv finanziell geschädigt haben.
Hinsichtlich der Bewertung des Schmuckes wurde von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ein Sachverständiger bestellt, der die Echtheit und den Wert der Schmuckstücke bestimmen wird.
In den Vormittagsstunden des 3. Februar 2025 wurde der 29-jährige Sohn der Beschuldigten und gleichzeitiger Hausbesitzer des Hauses im Bezirk Mödling in Wien wegen Verdacht der Beitragstäterschaft festgenommen und über Auftrag der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt in die do Justizanstalt eingeliefert.
Die im Anhang befindlichen Lichtbilder zeigen Okkult-Gegenstände, die eventuell bei den Séancen verwendet worden sein dürften, sowie diverse Schmuckgegenstände und Münzen, die möglicherweise den Opfern im Zuge von Betrugshandlungen herausgelockt wurden.
Auf der Fahndungsseite der Homepage der Landespolizeidirektion Niederösterreich unter www.polizei.gv.at/noe/lpd/fahndung/fahndung.aspx sind die zahlreichen Schmuckstücke und Wertgegenstände nummeriert ersichtlich.
Weitere etwaige Opfer der mutmaßlichen Betrügerin im In- und Ausland werden dringend gebeten, die Ermittler des Landeskriminalamtes NÖ unter der Telefonnummer +43 59133 – 30 - 3333 zu kontaktieren. Ebenso werden Hinweise zum Aufenthalt der Beschuldigten erbeten. Die Hinweise werden auf Wunsch auch vertraulich behandelt.
Präventionstipps der Polizei:
• Skepsis ist der beste Schutz: Seien Sie kritisch gegenüber Versprechen, die zu schön sind, um wahr zu sein. Hinterfragen Sie die Fähigkeiten und Motive der Anbieter.
• Recherchieren Sie: Informieren Sie sich über die Hintergründe der Anbieter. Gibt es Bewertungen von anderen Kunden? Sind sie Mitglied in einem seriösen Verband?
• Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl: Wenn Sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, vertrauen Sie auf Ihre Intuition und gehen Sie lieber.
• Reden Sie mit Freunden und Familie: Sprechen Sie über Ihre Erfahrungen mit anderen. Oftmals hilft schon ein offenes Gespräch, um sich vor Betrug zu schützen.
• Holen Sie sich professionelle Hilfe: Wenn Sie das Gefühl haben, Opfer von Okkultbetrug geworden zu sein, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Lichtbilder @ LKA NÖ Tatort/LPD NÖ O. Greene
Autor: Johann Baumschlager