26. April 1986 – 01:23 – Tschernobyl
• Heuer jährt sich die nukleare Katastrophe von
Tschernobyl zum 36. Mal.
• Und noch heute gehen Gefahren von dem
havarierten Atom-Reaktor aus.
• Der als Provisorium um den Reaktor errichtete
"Sarkophag" wurde mit den Jahren brüchig, Risse
entstanden.
• 2016 wurde zwar ein neuer "Sarkophag" errichtet
und über den vorhandenen geschoben; doch der
Umstand, dass sich das havarierte Kraftwerk derzeit
im Kriegsgebiet der Ukraine befindet, fügt dem
Szenarium einen neuen Risikofaktor hinzu.
Kurzer Ablauf (Timeline) der damaligen Ereignisse:
• Freitag, 25. April 1986: Die Reaktormannschaft des
Atomkraftwerks Tschernobyl führt eine simulierte
Notfallübung durch, im Zuge derer es zu Verstößen
gegen die Sicherheitsvorschriften kommt.
• Samstag, 26. April 1986: um 1:23 wird der
Leistungsanstieg unkontrollierbar. Es kommt zur
Explosion von Block 4 des Kraftwerks. Radioaktives
Material wird in die Atmosphäre geschleudert.
• Sonntag, 27. April 1986: Die Blöcke 1, 2 und 3
werden abgeschaltet.
• Montag, 28. April 1986: In Schweden (1600 km
entfernt) werden erhöhte radioaktive Werte gemessen.
• Dienstag, 29. April 1986: Die Luftmassen befördern
das ausgetretene Cäsium-137 vom 1.300 km
entfernten Tschernobyl bis nach Österreich, wo die
Frühwarnsysteme einen bis zu zehnfach erhöhten
radioaktiven Wert messen. Somit zählt das
österreichische Bundesgebiet zu den am stärksten
betroffenen Regionen Westeuropas. Am schlimmsten
ist es in den Gebieten, in denen es regnet – unter
anderem in SALZBURG.
Als sich in jenem April 1986 die unvorstellbare Katastrophe ereignete, verfügte Österreich bereits über ein vollautomatisches Messnetz. Darüber hinaus waren schon damals ausgebildete "Strahlenspürer" der Polizei in der Lage, die Behörden dabei zu unterstützen, die Gefahr zu erkennen und nötige Maßnahmen zu setzen.
Bis heute sind dreihundert österreichische Messstellen für die Früherkennung von Strahlung (im Boden und in der Luft) ununterbrochen in Betrieb. Dazu kommen die etwa 500 polizeiliche "Strahlenspürer", deren Aufgabe es ist, ein kontaminiertes Gebiet rasch zu erkennen, abzusuchen und einzugrenzen. Im Bundesland Salzburg sind derzeit 34 Strahlenspürer im Dienst, die bis zu ihrem Einsatz eine mehrstufige Ausbildung durchlaufen haben und regelmäßig weitergebildet werden.
Für die Früherkennung steht den Strahlenspürern der Polizei außerdem ein mobiles System zur Verfügung, das an (fast) jeder Örtlichkeit verwendet werden kann. So ist es etwa möglich, das System auch in Fahrzeugen oder in Hubschraubern der Polizei zu verwenden.
Damals, im Jahr 1986, fand der größte Teil der Freisetzungen radioaktiver Stoffe in den ersten zehn Tagen nach der Explosion statt. Bis Anfang Mai 1986 mussten alle Einwohner in einem Umkreis von 10km um den Reaktor evakuiert werden.
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl war eine traumatische Erfahrung für Österreich und Europa; am schlimmsten steht es jedoch für die Bevölkerung der Ukraine, die bis heute mit einem erhöhten Aufkommen von Krebserkrankungen, aber auch mit sozialen und psychischen Traumata zu kämpfen hat; von der derzeitigen Kriegssituation ganz zu schweigen.
Die aktuelle Lage in der Ukraine steht unter permanenter Beobachtung der IAEA (Internationale Atom Energie Behörde – Sitz bei der UNO in Wien), den österreichischen Ministerien und Koordinierungsstellen von Bund und Ländern.
Der Jahrestag der Atomkatastrophe macht uns bewusst, dass die Gefahr, die von dem zerstörten Reaktor in Tschernobyl ausgeht, noch immer nicht gebannt ist. Dies zeigt einmal mehr die Wichtigkeit der Spezialeinheit mit den 500 Strahlenspürern österreichweit, 34 davon in Salzburg.
Artikel Nr: 377000
vom Montag,
25.April 2022,
10:51 Uhr.
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