Internationaler Drogenring zerschlagen

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Im Rahmen der Operation „El Capta“ gelang es der Polizei in dreijähriger Ermittlungsarbeit einen international agierenden Drogenring zu zerschlagen, der mehr als zehn Millionen Captagon-Tabletten und große Mengen an Kokain nach Österreich geschmuggelt haben soll.

Im Juli 2017 langte im Landeskriminalamt (LKA) Salzburg ein Hinweis der dänischen Polizei über ein Transportunternehmen ein, das Ungereimtheiten bei einem seiner Auftraggeber feststellte. Es bestand der Verdacht, dass dieses zum Schmuggel von illegalen Suchtmitteln benutzt wurde. Nach Erhebungen zum Auftraggeber des Transportes stellte sich heraus, dass es sich um eine Scheinfirma handelte und die Transportfirma in den Monaten zuvor unter anderem auch Fahrten nach Österreich durchgeführt hatte. Nach intensiven Ermittlungen in Kooperation mit internationalen Sicherheitsbehörden gelang es, die mit Suchtmittel handelnde Tätergruppe zu zerschlagen.

Drogenring mit libanesischen Wurzeln
Neben zwei Adressen in den Niederlanden und einer in Belgien, bei der 1,35 Tonnen Cannabiskraut sichergestellt wurden, wurde auch eine österreichische Adresse bekannt. Die US-amerikanische Drogenbehörde "Drug Enforcement Administration" (DEA) nahm mit dem Büro zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt (BK) Kontakt auf. Gemeinsam mit dem LKA Salzburg konnten so weitere Erkenntnisse gewonnen werden. Im Mittelpunkt stand eine Pizzeria in der Gemeinde Bürmoos im Bezirk Salzburg Umgebung, durch die eine gut organisierte Tätergruppe mit libanesischen Wurzeln übergroße Mengen an Captagon-Tabletten aus dem Libanon über Belgien nach Österreich geschmuggelt, dort in Wäschetrockner, Pizzaöfen und Waschmaschinen verpackt und in das eigentliche Zielland, Saudi-Arabien, verbracht haben soll. Es kann von einer jährlichen Menge von zehn Millionen Captagon-Tabletten sowie 100 bis 200 Kilogramm Kokain ausgegangen werden, die diese organisierte Tätergruppierung in Verkehr gesetzt hat. Nach umfangreichen Ermittlungen des Landeskriminalamtes Salzburg in Zusammenarbeit mit dem BK und der Staatsanwaltschaft Salzburg konnten insgesamt 17 Beschuldigte identifiziert werden.

Internationale Zusammenarbeit
Da die Tätergruppe international agierte, mussten auch die Ermittlungen über die Landesgrenzen hinweg geführt werden. Es folgte ein enger Informationsaustausch zwischen dem LKA Salzburg, dem BK sowie der Polizei aus Belgien, den USA, Dänemark, Niederlande, Deutschland, Saudi-Arabien und Brasilien.

Ermittlungen
Die umfangreichen Ermittlungen brachten zu Tage, dass einer der Beschuldigten im Auftrag des Haupttäters in Vöcklabruck ein Lager anmietete und dort die Tabletten lagerte. Diese wurden in eigens präparierten Plastikrollen mittels Containerschiffe aus dem Libanon über einen belgischen Hafen nach Österreich transportiert. Wie sich herausstellte, wurde der Haupttäter (ein 60jähriger Libanese) selbst bereits im Libanon wegen Drogenhandels zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, weshalb er über Syrien und den Iran in die Türkei flüchtete. Ein weiteres Mitglied des Drogenrings, ein belgischer Staatsangehöriger, soll durch die Bereitstellung der Transportlogistik bei der Einfuhr von 1,9 Tonnen Kokain aus Brasilien nach Belgien beteiligt gewesen sein. Die belgischen Behörden stellten diese Menge im August 2018 sicher. Der Belgier wird per internationalem Haftbefehl der brasilianischen Behörden gesucht. Der Tätergruppe wird zudem der Handel mit rund 300 Kilogramm Cannabisharz vorgeworfen, das als Bezahlung für die Abwicklung einer Captagon-Lieferung an einem belgischen Hafen diente. "Mein Dank gilt allen engagierten Ermittlern, die in enger Kooperation mit den Justizbehörden diesen Fall zu einem positiven Abschluss brachten", sagt der Salzburger Landespolizeidirektor Mag. Dr. Bernhard Rausch, MA.

Festnahmen in Österreich und Deutschland
Am 22. März 2021 erfolgte in enger Absprache mit den deutschen Sicherheitsbehörden ein koordinierter Zugriff in Österreich und Deutschland. Dabei wurden 13 Personen zwischen 28 und 53 Jahren in Österreich (davon acht in Salzburg, drei in Tirol und zwei in OÖ) sowie zwei Verdächtige in Deutschland (27 und 28 Jahre) festgenommen. Bei den 15 Festgenommenen handelt es sich um sieben Österreicher, drei Syrer, einen Türken, einen Libanesen einen Belgier, einen Ungarn sowie einen Deutschen. Insgesamt wurden 20 Hausdurchsuchungen in Salzburg, Tirol, Oberösterreich und Steiermark durchgeführt. Bei den Einvernahmen bestätigten einige Tatverdächtige große Lieferungen an Captagon. So sollen sie im Juni 2016 eine Lieferung von 13,6 Tonnen Captagon und im Jahr 2017 weitere 400 Rollen, die mit für den Captagon-Schmuggel präparierten Rollen befüllt waren, erhalten haben. Laut dänischen Behörden befanden sich in einer Plastikrolle 34.000 Stück Captagon-Tabletten, was einer Gesamtmenge von weit mehr als 10 Millionen Stück entspricht. Die weiteren Ermittlungen sind derzeit noch im Gange. Die Auswertung der sichergestellten elektronischen Geräte und die Analyse der Geldflüsse sind noch nicht abgeschlossen. Die Ermittlungen in Österreich führten auch zu Erhebungen in anderen Ländern, wodurch in Belgien und Brasilien weitere Tatverdächtige festgenommen werden konnten. "Diese Dimensionen zeigen einmal mehr, dass eine gute internationale Kooperation aller Sicherheitsbehörden von großer Bedeutung ist", betont der Leiter des Büros zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität im BK, Brigadier Daniel Lichtenegger, BA MA MA. "Nur so kann es uns gelingen, nachhaltig kriminelle Gruppierungen zu zerschlagen."

Über Captagon
Captagon war ursprünglich ein Handelsname und in den 60er Jahren als Medikament entwickelt worden, um zur Behandlung von z.B. ADHS eingesetzt zu werden. Es enthält den Wirkstoff Fenetyllin. Dieses ist ein Suchtgift gem. Anhang IV der Suchtgiftverordnung. Die Wirkung ist ähnlich von Amphetamin und wirkt direkt auf das zentrale Nerven- sowie das Herz-Kreislaufsystem, weil sie die Blut-Hirn-Schranke durchbricht. Diese Droge wird auch öfters in Zusammenhang mit terroristischen Anschlägen gebracht, da der Wirkstoff aufputschend wirkt und den Konsumenten u.a. furchtlos, unempfindlich gegen Schmerz etc. erscheinen lassen. Nicht zu vergessen sind aber die bis zum Tod reichenden Nebenwirkungen von diesem Suchtgift.


Artikel Nr: 360771
vom Dienstag,  08.Juni 2021,  10:07 Uhr.

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